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Max Doehlemann: „Ruach – Der Wind Gottes“

28.Juni 2022, 19:0020:30

Goldberg-Theater
Max Doehlemann: »Ruach – Der Wind Gottes«

Inspiriert vom hebräischen Wort »Ruach« (רוח) zeigen die vier KünstlerInnen ein theatralisches Panoptikum, eine Form, die zwischen Miniatur-Musiktheater, Sprechtheater und Konzert oszilliert. Die Textcollage bewegt sich zwischen Kabbala, Heinrich Heine über Franz Kafka, Kurt Tucholsky, Erich Mühsam, Sigmund Freud bis hin zum Spukforscher Max Dessoir, während Max Doehlemanns Komposition auch Musik von Georg Phillip Telemann und György Ligeti integriert.

Andrea Chudak, Sopran und Schauspiel | Uli Pleßmann, Schauspiel
Ekaterina Gorynina, Cello, Viola da Gamba und Schauspiel | Max Doehlemann, Klavier

35 € | ermäßigt 25 € |
Tickets: https://www.ticketmaster.de/event/max-doehlemann-ruach-der-wind-gottes-tickets/465037

Havelufer unterhalb der Dischinger Brücke (Schifffahrtsufer über Sedanstraße, 13581 Berlin). ÖPNV: S/U Rathaus Spandau, S Spandau, Bus 134,135,137, 638, M32, M36, M37, M45, N34, X37 (Haltestelle Brunsbütteler Damm/Ruhlebener Straße)

Weiterführende Infos:

RUACH — DER WIND GOTTES 

Ein theatralisches Panoptikum von Max Doehlemann 

1. Gil Gul
2. Weltbühne
3. Schöpfungslieder
4. Der Käfer rennt, der Bürger flennt 5. Chalomot – Träume
6. Scherben
7. Zim Zum 

Andrea Chudak, Sopran, Schauspie
Uli Pleßmann, Bassbariton, Schauspiel
Ekaterina Gorynina, Violoncello, Schauspiel
Max Doehlemann, Klavier, Schauspiel 

Leitung: Max Doehlemann 
Film: Winfried Goos 
Bühne: „Ruach“-Team 
Kostüm: Pia Wessels,  Elya Yablonski 

Eine Produktion des Jüdischen Theaterschiffs
MS „Goldberg“ (Verein Discover Jewish Europe e.V.) mit freundlicher Unterstützung des Musikfonds e.V. 

Der Theaterabend RUACH von Max Doehlemann ist eine Phantasie über das althebräische Wort „Ruach“ (Geist, Atem, Wind), das schon in den ersten Sätzen der hebräischen Bibel vorkommt. Und leicht wie der Wind trägt der Begriff von einem Bedeutungszusam- menhang zum nächsten. Begriffe wie Musiktheater, Literatur, Konzert, Theater vermischen sich dabei in einer Art assoziativer Collage. 

Diese Collage ist inspiriert von der Struktur des Talmud, wo Texte und Geschichten oft sprunghaft über einen Begriff zum nächsten führen – fast so wie ein Link im Internet über ein Wort auf andere Seiten weist. Tiefe Zusammenhänge deuten sich an, verwischen sich aber wieder im Grundrauschen der Bedeutungen. Für Doehlemann hat dabei auch das Lebensgefühl des Impressionismus Pate gestanden. Tiefer gelegene Erscheinungen spiegeln sich im Schillern der Oberfläche. Aus der Fülle der Deutungen und Bedeutungen wird ein Rauschen — nicht zuletzt ist „Rauschen“ auch eine der vielen Bedeutungen von „Ruach“. 

Es ist beim Anhören und Zusehen dieser Collage nicht unbedingt notwendig, jedes Detail vollständig zu erfassen, sondern man kann und soll das Ganze assoziativ auf sich wirken lassen. 

1. Gil Gul, das hebräische Wort für Seelenwanderung, ist ein Miniatur-Musiktheater für Sopran und Cello,
in dem es um die Schaffung eines Golems geht. Als Libretto fungieren dabei Zitate aus Gustav Meyrinks Roman „Der Golem“, Hebräische und ins Deutsche übertragene Texte aus dem kabbalistischen „Buch der Schöpfung“ (Sefer Jezira) sowie aus Franz Kafkas „Die Verwandlung“, Robert Louis Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und Sigmund Freuds „Der Traum des Wolfsmannes“. 

2. Weltbühne sind Improvisationen über das Wort Ruach verbunden mit Kurt Tucholskys 1929 unter dem Pseudonym Peter Panter in der „Weltbühne“ erschienenen Feuilleton „Mir fehlt ein Wort“ sowie Max Doehlemanns Jazz-Walzer „Drehwurm“. 

3. Schöpfungslieder verknüpfen Heinrich Heines ironische Gedichte mit Georg Phillip Telemanns „Die Einsamkeit“ aus dessen Generalbassübungen und György Ligetis Etüde Nr. 6 „Herbst in Warschau“. 

5: Chalomot – Träume. Max Doehlemann collagiert darin Ausschnitte aus Kafkas „Notizen aus dem dritten Oktavheft“, Texte aus dem Talmud und der Tora sowie Sigmund Freuds „Der Traum des Wolfsmannes“ mit sei- ner Komposition für Cello und Klavier „Jakobs Traum“. 

4. Der Käfer rennt, der Bürger flennt verknüpft Erich Mühsams Gedicht „Bürgers Alpdruck“ mit Georg Phillip Telemanns Generalbassübung „Geld“ und György Ligetis Etude Nr. 1, die den beziehungsreichen Titel „Désordre“ (Störung) trägt. 

5: Chalomot – Träume. Max Doehlemann collagiert darin Ausschnitte aus Kafkas „Notizen aus dem dritten Oktavheft“, Texte aus dem Talmud und der Tora sowie Sigmund Freuds „Der Traum des Wolfsmannes“ mit seiner Komposition für Cello und Klavier „Jakobs Traum“. 

6. Scherben sind improvisierte Texte und Witze, die zu 

7. Zim Zum, dem kabbalistischen Begriff für „Rückzug“, überleiten. Es handelt sich dabei um ein Miniatur-Musiktheater für Sopran, Sprecher, Cello und Klavier mit literarischen Beschreibungen von Séancen aus Max Dessoirs „Vom Jenseits der Seele“ und Fanz Kafkas nachgelassene „Fragmente aus losen Blätten und Heften“ sowie einem Auszug aus der lateinischen „Kabala denudata“, worin es um den kosmologischen Vorgang des Rückzugs Gottes geht, ehe Georg Phillip Telemann Generalbassübung Nr. 67 „Wind“ Max Doehlemanns theatralisches Panoptikum beschließt. 

Andrea Chudak studierte in Berlin und Karlsruhe und ist Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe. Engagements führten sie an die Opernhäuser in Karlsruhe, Kaiserslautern, Stuttgart, an die Staatsoper Berlin und das Theater an der Wien. Darüber hinaus führten sie Festival- und Konzertverpflichtungen nach Europa, Asien und Afrika. Unter ihren CD-Einspielungen u.a. bei Naxos und Antes fanden vor allem die CDs mit Werken Giacomo Meyerbeer große Beachtung. 

Ekaterina Gorynina wurde in Dzerzhinsk geboren. Mit neun Jahren erhielt sie den ersten Cellounterricht. Bereits mit 16 Jahren hatte sie eine Stelle im Staatlichen Symphonieorchester der Stadt Wladimir bekommen. Sie studierte in Moskau in der Klasse von Oleg Bugaev sowie bei Emil Rovner an der Hochschule für Musik in Dresden und ist sie Preisträgerin einiger Wettbewerbe. Ekaterina Gorynina ist eine vielseitige Musikerin, deren Interessen weit über die Grenzen des akademischen Repertoires hinausgehen. 

Uli Pleßmann wurde 1952 in Goslar geboren und absolvierte ein Gesangs- und Schauspielstudium am Salzburger Mozarteum. Nach Engagements am dortigen Landestheater sowie am Schleswig-Holsteinischen Landestheater, am Stadttheater Gießen und dem Theater Basel war er von 1994 bis 2015 freischaffend tätig. Seither gehört er dem Berliner Ensemble an. Darüber hinaus gastiert er als Bassbariton regelmäßig als Konzertsolist. 

Max Doehlemann wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Komposition, Klavier und Dirigieren in München und Berlin. Seither ist er vielseitig als Komponist, Pianist und Projekt-Anstifter tätig. Er wurde mit mehreren internationalen Kompositionspreisen ausgezeichnet und war u.a. als musikalischer Leiter am Berliner Ensemble tätig. Mit Andrea Chudak arbeitet er an einer Noten- Edition vergessener Werke Giacomo Meyerbeers, die bei der Universal Edition Wien erscheinen wird. 

Details

Datum:
28.Juni 2022
Zeit:
19:00–20:30